Schlechte PR

Ein Beitrag von Anne Helene Kratzert auf Facebook

Meine Freundin sagt immer: „Du und dein Beruf, ihr habt ein PR- Problem. Kein Mensch sieht alles, was du machst. Aber zahlen sollen sie. Ihr müsst an eurer PR arbeiten.“ OK, here’s to you, mein PR-Text.

Ich fühle. Ich fühle mich rein in Menschen, Beziehungen, Familiensysteme, Milieus. Ich fühle mich rein in Stile und Geschmäcker, in Lebensweisen, die mir fremd sind und denen ich trotzdem mit Respekt und Liebe begegne. Ich stehe. Ich stehe mit Menschen an Gräbern und Taufsteinen.

Und ich sitze. An ihren Tischen, ihren Sterbebetten, in Kirchenbänken, auf Terrassen mit letzten Sonnenstrahlen zum (Lebens-)Abend. Ich gehe. Ich gehe mit durch Abschiede, Trennungen, Verschuldungen, größtes Glück, tiefsten Schmerz.

Ich trinke mit Menschen aus jedem Kelch, den Gott ihnen reicht. Und manchmal auch Kaffee, vergorenen Orangensaft, selbstgebrannten Schnaps.

Ich halte aus: unaufgeräumte Wohnzimmer. Verrauchte Wohnungen. Hunde unterm Tisch und ihre Zunge an meinem Bein. Dauerlaufende Fernseher. Anonyme Briefe.

Beschimpfungen. Und Tränen, Tränen, Tränen. Ich bin Schmiedemeisterin der Hoffnung, Prophetin der Liebe, Fahnenträgerin des Glaubens, dass der Tod nicht das Ende ist, dass es ein Aufstehen gibt und ein Auferstehen.

Ich hoffe viel. Auf Lösungen, Mut, Wunder. Ich bin Grenzgängerin zwischen verfügbarer und unverfügbarer Welt und halte in einer vollkommen durch-rationalisierten Welt den Glauben fest, dass kein Mensch verstummen muss gegenüber dem Schicksal. Sondern dass es einen Himmel über uns gibt, einen Gesprächspartner darin, einen Plan und eine Zukunft, eine Erlösung, die nicht in dieser Welt liegt sondern in dem, was ich Ewigkeit nenne.

Für diese Dimension finde ich Worte. Ich bin Mund für andere im Gebet. Glaubensgemüt für andere in den Wellen ihres Lebens. Ich begleite. Und bin dabei immer Ich. Rede und Antwort stehend mit dem, was ich hoffe, glaube, fühle.

Manchmal macht dieser Beruf mich unglaublich müde.

Oft gebe ich viel. Wenn es gut läuft, steht unterm Strich ein Plus. Weil dieser Job reich macht.

Ich liebe was ich tue. Never for money, always for love.

Schlechte Presse ist mein Alltag. Aber ich mache es nicht für die PR. Nur heute mal.

Anne Helene Kratzert

(auf Facebook https://www.facebook.com/100000002119248/posts/pfbid02BAtPZeuGhcnpvuHuevqJxSjFTVFShbkwXjRecuVBn1wiCX8WiZu84RDZpT9Da7SBl/?app=fbl)

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